
Kiel vor 100 Jahren Bilder einer Großstadt 1900 bis 1930

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Kieler Rathaus

53 historische Bilder aus der Privatsammlung von Wolfgang D. Kuessner

Ueber die Ausstellung Kiel vor 100 Jahren

Öffnungszeiten der Ausstellung Kiel vor 100 Jahren

Über die Ausstellung

Öffnungszeiten

Weg zum Rathaus

Mit der Marine und der Werftindustrie war der Weg Kiels zur Entwicklung einer Großstadt geebnet. Am stärksten wuchs die Einwohnerzahl ...
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Öffnungszeiten: Montag bis Freitag,
08.00 bis 18.00 Uhr

Kieler Rathaus, Fleethörn 9,
24103 Kiel
Eingänge: Haupteingang rechts und Erdgeschoss links an der Tordurchfahrt zum Innenhof.

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Grußkarte von der Kieler Woche mit dem Kaiserpaar, 1909 (01)

Auf der Grußkarte von der Kieler Woche ist Kaiser Wilhelm II. mit seiner Frau Gemahlin Kaiserin Auguste Viktoria abgebildet. Kaiser Wilhelm II. besuchte die Kieler Regatten erstmals 1889 und erklärte sie zu einer nationalen Angelegenheit. Fortan war sie ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis. Der segelbegeisterte Monarch nahm selbst an Wettkämpfen teil und nutzte die Kieler Woche, um den ausländischen Gästen die Größe seiner Kaiserlichen Flotte zu demonstrieren. Die Kieler Woche besteht seit 1882. Während der beiden Weltkriege fiel sie insgesamt elf Mal aus. Seit vielen Jahrzehnten findet das weltgrößte Segelereignis jährlich immer in der letzten vollständigen Juni-Woche statt.
Strandpromenade, Hafen des Kaiserlichen Yacht-Clubs zur Kieler Woche 1907 (02)

Diese künstlerisch gestaltete Grußkarte von der Kieler Woche zeigt den Hafen des Kaiserlichen Yacht-Clubs am Strandweg (heute Kiellinie). Im Medaillon ist Prinz Heinrich von Preußen (1862-1929) abgebildet, Großadmiral der Kaiserlichen Flotte und jüngerer Bruder von Kaiser Wilhelm II. Er war ebenfalls ein begeisterter Segler.
Gruß von der Kieler Woche 1904 (03)

Die künstlerische Grußkarte von der Kieler Woche mit einem Regattafeld zeigt im linken Medaillon Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) und rechts seinen Bruder Prinz Heinrich von Preußen (1862-1929). Im Deutschen Kaiserreich war Schwarz-Weiß-Rot ab 1892 die offizielle Nationalflagge.
Kaiser Wilhelm II. auf seiner Yacht "Hohenzollern", um 1910 (04)

Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) in Begleitung seiner Kinder und Enkel auf dem Promenaden-deck der S.M.Y. (Seiner Majestät Yacht) "Hohenzollern". Von links nach rechts: die Kaisertochter Viktoria Luise (1892-1980), Cecilie, die Frau des Kronprinzen Wilhelm (1917-1975), mit ihren Kindern Hubertus (1909-1950), Wilhelm (1906-1940), Louis Ferdinand (1907-1994) und Prinz Adalbert von Preußen (1884-1948) als Oberleutnant.
Die Kaiserliche Yacht "Hohenzollern" im Kieler Hafen, um 1910 (05)

Die Kaiserliche Yacht S.M.Y. "Hohenzollern" wurde am 27.06.1892 in Stettin von der Kaiserin Auguste Viktoria getauft. Kaiser Wilhelm II. hielt die Rede zum Stapellauf der zweiten kaiserlichen Yacht beim Stettiner Vulcan. Das Schiff hatte eine Länge von 122 m und einen Doppelschraubenmotor mit 9.460 PS, der eine Geschwindigkeit von 22 Knoten ermöglichte. Kaiser Wilhelm II. hat von dieser Staatsyacht aus mit seinem seemännischen Stab die Flottenmanöver geleitet und während seiner Herrschaft insgesamt vier Jahre auf dem Schiff verbracht. Die Mannschaft bestand aus 350 Mann, die gut gebildet waren und mindestens zwei Musikinstrumente beherrschen mussten, um den Kaiser jederzeit musikalisch unterhalten zu können. Die "Hohenzollern" wurde 1914 außer Dienst gestellt und schließlich 1923 in Kiel abgewrackt.
Luftschiff "Viktoria Luise" über dem Regattafeld zur Kieler Woche 1912 (06)

An der Wettfahrt des Norddeutschen Regatta-Vereins von Kiel nach Eckernförde im Rahmen der Kieler Woche 1912 nahm auch Kaiser Wilhelm II. teil, der persönlich seine Yacht "Meteor" lenkte. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach gewann mit seiner Yacht "Germania" das Rennen. Sein Schiff ließ er auf der Kruppeigenen Germania-Werft in Kiel bauen. Als eine besondere Attraktion begleitete der 1912 fertiggestellte Zeppelin (LZ 11) "Viktoria Luise" die Regatta. Er war zuvor auf dem Nordmark-Sportfeld gelandet. Das imposante Luftschiff war 148 m lang, hatte einen Durchmesser von 14 m und konnte bis zu 20 Passagiere aufnehmen. Drei Motoren mit einer Gesamtleistung von 510 PS ermöglichten eine Höchstgeschwindigkeit von 72 km/h.
Strandpromenade, Kaiserlicher Yacht-Club zur Kieler Woche 1906 (07)

Zur Kieler Woche flanierten die Kieler Bürgerinnen und Bürger sowie die Besucher auf dem Strandweg (heute Kiellinie) in Höhe der Blücher-Brücke und bestaunten die vielen in der Förde liegenden Segelboote und Panzerschiffe der Kaiserlichen Flotte. Vor dem Gebäude des Kaiserlichen Yacht-Clubs im Hotel See-Badeanstalt stand das 1904 von Kaiser Wilhelm II. eingeweihte Denkmal zu Ehren des Industriellen Alfred Krupp (1854-1902), der wie kaum ein anderer den Segelsport in Kiel gefördert hat. 1887 gründeten Offiziere und Beamte der Kaiserlichen Marine den Marine-Regatta-Verein in der Kieler Marine-Akademie (heute Landeshaus). Durch Kaiser Wilhelm II. erfolgte 1891 die Umbenennung in Kaiserlicher Yacht-Club. Der Kaiser, als Clubmitglied, erhielt den Titel Kommodore. 1900 wurde das Clubhaus am Strandweg eingeweiht und bis zum Verkauf des Gebäudes im Jahr 1918 genutzt. Seit 1946 heißt der traditionsreiche Segelclub "Kieler Yacht-Club (KYC)" mit Sitz an der Kiellinie 70.
Yachten "Germania" und "Meteor" im Rennen, 1908 (08)

Der Industrielle Gustav Krupp von Bohlen und Halbach siegte mit seiner neuen Yacht "Germania" auf der Kieler Woche 1908. Das veranlasste Kaiser Wilhelm II. eine neue Yacht der A 1-Klasse, die "Meteor IV", auf der Fried. Krupp Germaniawerft in Kiel bauen zu lassen.
Kaiser Wilhelm II. an Bord seiner Yacht "Meteor", Kieler Woche 1912 (09)

Kaiser Wilhelm II. (Bildmitte in der weißen Hose) mit Gästen und Gefolge auf seiner Yacht "Meteor IV" anlässlich des 25jährigen Bestehens des Kaiserlichen Yacht-Clubs. An Bord hatte er den Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg (links im Bild) und Admiräle zu Gast. Die "Meteor IV" war die erste auf der Germaniawerft in Kiel gebaute und 1909 in Dienst gestellte Yacht des Kaisers.
Gruß aus Kiel, 1913 (10)

Es ist nicht bekannt, welcher Verlag die einfache Idee hatte, Ansichtskarten mit verschiedenen Bildmotiven und den Wörtern "Gruß aus …" zu gestalten. Anfang der 1890er Jahre wurden diese Karten immer beliebter. Kartenschreiber grüßten aus einer Stadt, von einer Ausstellung, von historischen Ereignissen, von der Marine oder aus einer Gastwirtschaft.
Schlossgarten, Kaiser-Wilhelm I.-Denkmal, Anfang 1900 (11)

Für die sonntäglichen Spaziergänge im Kieler Schlossgarten wurde die feinste Kleidung angelegt. Das vom Künstler Adolf Brütt geschaffene Reiterstandbild Kaiser Wilhelm des Ersten (1797-1888) wurde am 24.11.1896 im Beisein seines Enkels, Kaiser Wilhelm II., eingeweiht. Bei den Promenadenkonzerten in der Nähe des Denkmals spielten Kapellen der Marinegeschwader.
Kaiserliche Flotte im Kieler Hafen aus der Vogelschau, 1918 (12)

Kiel wurde 1865 zum Flottenstützpunkt. Die Gründung des Deutschen Reiches ließ Kiel 1871 zum Reichskriegshafen werden. Neben den Werftarbeitern prägten von nun an die Marine-soldaten und Offiziere das Leben in der Stadt. Ab 1899 führte Kaiser Wilhelm II. den Oberbefehl über die Marine. Die höchste Kommando-behörde, das Marinestationskommando der Ostsee, war in Kiel ansässig. Ein Teil der kaiserlichen Flotte war im Kieler Kriegshafen stationiert und bildete eine besondere Attraktion. S.M.S. (Seiner Majestät Schiff) wurde in der deutschen Kaiserlichen Marine dem Schiffsnamen vorangestellt. Besucher aus dem ganzen Reich kamen nach Kiel, um bei Hafenrundfahrten die Panzerschiffe zu besichtigen.
Holtenauer Straße 50, Damenfrisör und Perückenmacher Otto Berger, 1914 (13)

Zum Berufsbild der Barbiere gehörten auch ärztliche Aufgaben, wie zum Beispiel das Zähneziehen oder die Wundbehandlung. Zu Beginn des Wochenendes wurde bei vielen Frisören Wasser erhitzt, weil die Menschen am Samstag zum Waschen und Baden zu ihnen kamen. Aus Tradition haben viele Frisörgeschäfte am Montag wohl geschlossen, weil sich das Baden oft bis in den Sonntag hinein zog.
Elisabethstraße 102 in Kiel-Gaarden, Gaststätte Hugo Willert, um 1913 (14)

Marinesoldaten verschiedener Einheiten haben sich für den Fotografen vor der Gaststätte von Hugo Willert in der Elisabethstraße 102 in Gaarden für das Erinnerungsfoto versammelt. Diese Fotoabzüge schickten die Soldaten als Grußkarten an die Angehörigen Zuhause. Auf dem Foto hat der Kartenschreiber handschriftlich vermerkt: "Meine Liebe" (zweite Frau von links).
Restaurant "Seegarten" mit Blick auf den Hafen, 1907 (15)

1889 entstand am Wall zwischen der Fischhalle und dem Schloss eine öffentliche Gartenanlage mit fünf Anlegebrücken, einer Fährhalle und dem Restaurant "Seegarten". Das Restaurant mit Biergarten und Konzertmuschel entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt. Die Seegarten-Brücken waren die Hauptanlegeplätze für die Fördedampfer aller Linien. Sonntags herrschte bei schönem Wetter ein reges Treiben. Viele Menschen wollten zu einem Ausflug auf die Förde oder an die Strände. Zur Segelolympiade 1936 wurden alle Gebäude abgerissen, um einen freien, unbebauten Paradeplatz am Hafen zu schaffen. Heute wird das Gelände als Parkplatz für den Ostseekai genutzt. Drei Anleger sind noch vorhanden, einer davon wird als Museumsbrücke für das Kieler Schifffahrtsmuseum genutzt.
Fried. Krupp Germaniawerft an der Hörn, 1917 (16)

Die Hörn und der Hafen mit seinen Kaianlagen wurden durch Zuschüttungen und Uferbefestigungen mit Natursteinen bereits 1884 fertiggestellt. Die Luftaufnahme zeigt das gesamte Gelände der Fried. Krupp Germaniawerft auf dem Ostufer an der Werftstraße. In den offenen Hellingen liegen eine ganze Reihe von im Bau befindlichen U-Booten. Am Ausrüstungskai liegt das 180 m lange Linienschiff S.M.S. "Sachsen", das am 21. November 1916 vom Stapel lief. Es war für 1.200 Mann Besatzung vorgesehen, wurde aber nicht fertiggestellt und schließlich 1921 abgewrackt. Auf dem Gebiet der überdachten Hellinge befinden sich heute der Norwegen-Kai und der Germania-Hafen, der an die Werftgeschichte erinnern soll.
Stapellauf S.M.S. "Prinzregent Luitpold" am 17.2.1912, Fried. Krupp Germaniawerft (17)

" Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser" pflegte Kaiser Wilhelm II. bei Schiffstaufen zu sagen. Die S.M.S. "Prinzregent Luitpold" mit 1.084 Mann Besatzung war eins von fünf Großlinienschiffen der sogenannten Kaiserklasse. Als Bau Nr. 167 lief sie am 17.2.1912 auf der Fried. Krupp Germaniawerft vom Stapel. 1919, kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs, wurde das Schiff in der schottischen Bucht Scapa Flow selbstversenkt.
Schlosserei auf der Werft, 1917 (18)

Werftarbeiter in einer Schlosserei im Juli 1917. Der Arbeiter rechts neben dem Datumsschild hält einen sogenannten Lufthammer in der Hand. Dieses Gerät wurde an einen Pressluft-schlauch angeschlossen, um damit Nieten zu klopfen oder einen Meißel zu betreiben. Beides verursachte einen ohrenbetäubenden Lärm.
"Howaldtswerke" in Kiel-Dietrichsdorf, Hammerschmiede, 1901 (19)

Georg Howaldt kaufte direkt an der Schwentine ein Grundstück auf der Dietrichsdorfer Feldmark und eröffnete am 1. Oktober 1876 die Georg Howaldt Kieler Schiffswerft. Angefangen hat er mit einem Arbeiterstand von 95 Mann. Bereits im August 1883 konnte der Stapellauf des hundertsten Schiffes gefeiert werden. Jetzt waren 1200 Arbeiter mit dem Schiffbau beschäftigt. Die Werft expandierte weiter und bezog 1889 Maschinenbau-werkstätten, eine Eisen- und Stahlgießerei sowie eine Hammer- und Kesselschmiede in den Betrieb der Schiffswerft ein, die fortan den Namen Howaldtswerke (heute TKMS ThyssenKrupp Marine Systems) führte. Es existieren nur noch wenige Gebäude der ehemaligen Werft. Eines davon ist die 1884 erbaute Howaldtsche Metallgießerei. Das Gebäude wurde unter Denkmalschutz gestellt und renoviert. 2007 eröffnete dort das Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei e.V., das den Besuchern einen interessanten Einblick in die damalige Herstellung von Zubehörteilen aus Messing, Kupfer und Bronze für den Schiffbau vermittelt.
Kaiserliche Werft an der Werftstraße, 1909 (20)

Der Blick von der Werftstraße zeigt das Gelände der Kaiserlichen Werft mit dem Ausrüstungsbassin. Auf dem 90.000 qm großen Grundstück standen mehr als 100 Gebäude. Während des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) waren bis zu 18.650 Arbeiter auf der Werft beschäftigt. Das Ausrüstungsbassin wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschüttet. Dort befindet sich heute das Gelände des ehemaligen Marinearsenals in Kiel-Ellerbek. Der Arsenalbetrieb Kiel auf dem Kieler Ostufer wurde Ende 2015 geschlossen.
Überdachter Helling der Fried. Krupp Germaniawerft an der Hörn, 1928 (21)

Eine Helling ist eine schräg zum Wasser hin abfallende Fläche in der Werft, auf der ein Schiff gebaut wird. Das leichte Gefälle wird für die Stapelläufe benötigt. William Vincent Astor, dessen Vater, John Jacob Astor IV, 1912 beim Untergang der Titanic gestorben war, ließ 1928 die Dampfyacht "Nourmahal" auf der Fried. Krupp Germaniawerft in Kiel bauen. Bis heute werden für wohlhabende Auftraggeber Luxusyachten in Kiel gebaut. So entstand auf der Werft German Naval Yards Kiel (früher Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH) in der Zeit von 2012-2016 die weltgrößte Segelyacht "Sailing Yacht A" mit einer Länge von knapp 143 m. Die Masthöhe ab Deck beträgt 90 m.
Werft "Stocks & Kolbe" in Kiel-Ellerbek, Stapellauf eines Schleppers, 16.6.1913 (22)

Die Werft Stocks & Kolbe wurde 1893 von Christian Kolbe gegründet und bestand bis zu dessen Tod im Jahr 1930. Die Werft verfügte an der Schwentinemündung über eine Uferlänge von 350 m an tiefem Wasser, so dass Stapelläufe für Dampfer und Motorschiffe bis 2.500 t erfolgen konnten. Auf dem Gelände entstand 1948 der Seefischmarkt für die Fischindustrie, der bis 1979 betrieben wurde. Heute prägen das Zentrum für maritime Technologien und das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel diesen Standort.
Legienstraße 24, Schankraum des Gewerkschaftshauses, 1908 (23)

Durch den enormen Aufschwung in der metallverarbeitenden Industrie und im Schiffbau Anfang 1900 wuchs die Kieler Arbeiterschaft. In der Legienstraße 24 (damals Fährstraße) konnte 1907 das Kieler Gewerkschaftshaus mit Versammlungssälen, Gastronomie- und Büroräumen eingeweiht werden. Anfang November 1918 bildete sich dort aufgrund der revolutionären Ereignisse in Kiel der Arbeiter- und Soldatenrat. Die Novemberrevolution 1918 beschleunigte das Ende der Monarchie in Deutschland und die Errichtung einer parlamentarischen Republik, der Weimarer Republik. Das Gewerkschaftshaus dient bis heute der beruflichen Fortbildung und der Rechtsberatung von gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmern (innen).
Arbeiter-Radfahrerbund "Frisch Auf" auf dem Exerzierplatz, um 1920 (24)

Das moderne Vereinswesen entwickelte sich mit Beginn des 19. Jahrhunderts und war eng mit der Industrialisierung verknüpft. Aus der Arbeiterbewegung entstanden Arbeitervereine, die sich auch zum Ziel gesetzt hatten, die sozialen Bedingungen der Arbeiterschaft zu verbessern. Das Interesse am Radsport war sehr groß. Bereits 1911 sind in einem Kieler Vereinsadressbuch 18 Radsportvereine aufgeführt. Die Radwege wurden ausgebaut. So beteiligte sich der Schutzbund Kieler Radfahrer finanziell am Bau eines Radweges am Nord-Ostsee-Kanal von Levensau nach Projensdorf. Die Radfahrer auf dem Exerzierplatz kommen aus Richtung Kronshagener Weg. Das Fahrrad mit dem Harmonikaspieler wurde 1898 von den Adler-Werken in Frankfurt entwickelt. Das Tridem wurde unter dem Namen "Triplette" bekannt und wurde auch vom Militär genutzt.
Fischmarkt am Seegarten, Ellerbeker Fischerfrauen, 1906 (25)

Die Ellerbeker Fischerfrauen ruderten die unhandlichen, mit Heringen beladenen Kähne von Ellerbek zum Kieler Fischmarkt auf dem Westufer. Der Handel mit Frischfisch zwischen dem Schuhmachertor und der Flämischen Straße fand bis zum Bau der Fischhalle 1909/1910 (heute Schifffahrtsmuseum) am Seegarten bei jedem Wetter unter freiem Himmel statt.
Wörthstraße 17, "Allgem. Konsum-Verein für Kiel und Umgebung e.G.m.b.H.", um 1910 (26)

Der "Allgemeine Konsum-Verein für Kiel & Umgebung eGmbH" (heute Supermärkte Nord KG) wurde 1899 gegründet. Mitglieder dieser Genossenschaft konnten vergünstigt Lebensmittel in guter Qualität erwerben. 1900 entstand die erste Verkaufsstelle in der Holtenauer Straße 46. 1913 gab es bereits 32 Verkaufsstellen und zusätzlich 10 Bäckereifilialen, die über das ganze Stadtgebiet verteilt waren. Die Backwaren-Verkaufsstelle Nr. 5 befand sich in der Wörthstraße 17. Die "Konsum-Häuser" entstanden in der Zeit von 1908 bis 1920 an der Segeberger Landstraße nahe der Bielenbergstraße. Dort befand sich die Zentrale dieser Genossenschaft. Wegen der Umgestaltung des Joachimplatzes und der Verbreiterung der Bundesstraße 76 wurden die Häuser mit der neueren Straßenbezeichnung Theodor-Heuss-Ring 113 bis 121 Ende 1993 abgerissen.
Exerzierplatz, Wochenmarktstand, 1925 (27)

Der 17.500 qm große Platz zwischen Kuhberg und Knooper Weg war ein ehemaliger Exerzierplatz der Kieler Garnison. Seit 1902 wird der Platz auch als Wochenmarkt zur Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln genutzt. Das Foto von 1925 zeigt zwei Marktfrauen, die aus Holzkisten Rhabarber, Schwarzwurzeln, Pastinaken und anderes, selbstangebautes Gemüse zum Kauf anbieten. Im Hintergrund ist das Restaurant von H. Wördemann "Wettiner Hof", Exerzierplatz 27 / Ecke Dammstraße 60. Alle abgebildeten Gebäude existieren nicht mehr.
Vinetaplatz in Kiel-Gaarden, Wochenmarkt, 1927 (28)

Durch die starke Zunahme der Wohnbevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es für die Lebensmittelversorgung notwendig, neben dem Hauptwochenmarktplatz Exerzierplatz weitere Wochenmärkte in Kiel einzurichten. Seit dem 1. Juli 1907 finden zusätzlich auf dem Blücherplatz und dem Vinetaplatz in Kiel-Gaarden regelmäßig Wochenmärkte statt. Der 1903 entstandene Vinetaplatz bildet als Marktplatz, Veranstaltungsort und Treffpunkt für die Bevölkerung das Zentrum des Stadtteils Gaarden. Das Kaufhaus für Heimtextilien Stahl & Stiller schloss 1999 nach 93 Jahren des Bestehens seine Pforten. Die Wohnhäuser am linken Bildrand waren die sogenannten "schiefen Häuser" in der Elisabethstraße, die auf moorigen Grund standen. Wegen Baufälligkeit wurden sie 1982 abgerissen und durch Neubauten ersetzt. 1986 wurde der Platz verkehrsberuhigt und verschönert. Seit 2013 werden von der Stadt Kiel die Premieren der Sommeroper Kiel live auf den Vinetaplatz übertragen.
Hauptbahnhof, Gleis 3, Dampflok P 3, 1907 (29)

Im Kieler Hauptbahnhof steht auf dem Gleis 3 eine Schnellzugdampflok der Gattung P 3 (Preußen), die erstmals 1892 gebaut wurde. Der Schnellzug nach Berlin steht zur Abfahrt bereit. Es gab vier Gleise in diesem 1899 eingeweihten Kopfbahnhof. Erst 1911 wurden die Gleise 5 und 6 auf der linken Seite fertiggestellt, so dass eine dreischiffige Bahnsteighalle entstand. 2003 wurde diese abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Bau der Holtenauer Hochbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal, 1911 (30)

Der greise Kaiser Wilhelm I. legte am 3. Juni 1887 den Grundstein für den Bau des Nord-Ostsee-Kanals in Holtenau an der Mündung des alten Eiderkanals. Nach achtjähriger Bauzeit wurde die 98 km lange Wasserstraße, welche die Nordsee mit der Ostsee verbindet, am 21. Juni 1895 von Kaiser Wilhelm II. feierlich eingeweiht. Der Kanal wurde immer wieder den Bedürfnissen der modernen Schifffahrt angepasst und verbreitert und ist heute die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Die von Friedrich Voß konzipierte 42 m hohe und 347 m lange Stahlfachwerkbrücke in Holtenau für den Fußgänger- und Straßenverkehr weihte Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder von Kaiser Wilhelm II., am 28.9.1912 feierlich ein. Sie trug fortan den Namen Prinz-Heinrich-Brücke. 1992 wurde sie abgebrochen und durch eine Stahlbetonbrücke ersetzt. Das Gebäude rechts im Hintergrund beherbergte über viele Jahre die ehemalige Gaststätte "Villa Hoheneck".
Holtenauer Straße 12, Fuhrwerk der Papier- und Schreibwarenhandlung Hugo Hamann, 1909 (31)

Papier-, Schreib- und Zeichenmaterialien bietet die Firma Hugo Hamann seit der Firmen-gründung im Jahr 1896 an. Ab 1908 war Hugo Hamann Vertragslieferant der Kaiserlichen Marine und Großlieferant der Werftindustrie. Die Firmengruppe Hugo Hamann existiert heute noch. Das Stammhaus befindet sich seit Anbeginn auf dem Grundstück in der Holtenauer Straße 12.
Schulstraße 8 in Kiel-Gaarden, Papierhandlung und Buchdruckerei B. Volbehr, 1909 (32)

Der Buchbinder Bernhard Volbehr gründete 1875 seine Papierhandlung und Buchdruckerei in der Schulstraße 8 / Ecke Augustenstraße. Nach Geschäftsaufgabe und Abriss des Hauses im Jahr 1986 wegen einer Straßenverbreiterung wurde der komplette Schreibwarenladen mit seinem Warenbestand eingelagert und später im Schaudepot des Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseums im Wissenschaftspark am Westring wieder aufgebaut.
Flugzeugunglück auf dem Gelände der Seeflugstation Holtenau, Mai 1918 (33)

Kaiser Wilhelm II. beschloss 1913 aus militärischen Gründen den Aufbau des Seefliegerhorstes Kiel. 1914 wurde die 1. Seefliegerabteilung mit 35 Wasserflugzeugen in Dienst gestellt. Die Flughallen befanden sich auf dem Voßbrooker Gelände. Mit dem Abzug des Marinefliegergeschwaders 5 (MFG 5) im Jahr 2012 endete nach 98 Jahren das Zeitalter der Marinefliegerei in Kiel. Das Foto zeigt die Bruchlandung eines Schulflugzeuges auf dem Dach des Stabsgebäudes in Holtenau im Mai 1918.
Altstadt von Kiel mit St. Nikolai-Kirche und Schloss, 1925 (34)

Das Luftbild zeigt die Kieler Altstadt auf der natürlichen runden Halbinsel mit der St. Nikolai-Kirche im Zentrum. Die Straßen münden sternförmig in den Alten Markt und lassen den ursprünglich mittelalterlichen Charakter erkennen. Bedingt durch die Nähe zu den Werften auf dem Ostufer wurde die Altstadt im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe komplett zerstört. Links oben ist das Schloss zu erkennen. Die fünf Seegarten-Brücken befinden sich vor der Fischhalle (heute Schifffahrtsmuseum) und den Silogebäuden. Rechts von der St. Nikolai-Kirche steht das Warenhaus von Rudolph Karstadt. Die Straße am rechten Bildrand ist der Wall, der von Straßenbahnen befahren wird.
Holstenstraße, Gruß vom Restaurant “Automat” und Café Reimers, 1905 (35)

In der Holstenstraße 41 befand sich 1905 das Selbstbedienungsrestaurant "Automat", in dem alle Speisen und Getränke in Münzautomaten angeboten wurden. Das weltweit erste Automatenrestaurant hatte Ludwig Stollwerck 1896 in Berlin eröffnet. Auch wenn damit geworben wurde, dass kein Trinkgeld notwendig sei, so fehlte letztlich den Besuchern der menschliche Kontakt zum Bedienungspersonal. Die Automatenrestaurants setzten sich bei den Kunden nicht durch. Die Abbildung auf der Ansichtskarte zeigt die Holstenstraße in Blickrichtung Alter Markt. Im 19. Jahrhundert siedelten sich in dieser Hauptverkehrsader viele Kaufhäuser und Fachgeschäfte an. Bis Anfang der 1950er-Jahre durchfuhr eine Straßenbahnlinie diese Einkaufsstraße. Am 12. Dezember 1953 wurde der obere Teil der Holstenstraße zur ersten Fußgängerzone in Deutschland.
Grußkarte "Das fidele Kleeblatt", um 1910 (36)

Eine typische, recht aufwändig inszenierte "Scherzkarte", wie sie gerne von Marinesoldaten als Grußkarten verschickt wurden. Auf dem Bierfass steht "§ 11". Der Paragraph 11 ist ein altes, scherzhaftes Regelwerk zum gemeinschaftlichen Biergenuss in studentischen Kneipen. Auch die Kaiserliche Marine nutzte diesen traditionellen Wortlaut: " Es wird fortgesoffen! Es wird weiter gesoffen".
Wall 40, "Klookschiter-Stammdisch Kiel" vor "Bührsch-Hotel", um 1925 (37)

Das Fahrzeug der Autovermietung Kraft-Verkehr Karl Folster aus der Boninstraße 2 ist ein NAG vom Typ KL 8 mit Wechselaufbau und 40 PS, der in der Zeit von 1920 bis 1921 gebaut wurde. Das hintere Teil ließ sich abnehmen, so dass eine Nutzung als Kieslaster oder Möbelwagen möglich wurde. Das Fahrzeug hatte noch eine Vollgummibereifung. Die Nationale Automobilgesellschaft (NAG) mit Sitz in Berlin war Anfang des 20. Jahrhunderts ein großer Automobil- und Nutzfahrzeugproduzent. Am Sonntag ging es mit den Gesellschaften im Busaufbau mit 30 Polstersitzen zu einer Fahrt in die Ostholsteinische Schweiz. Das "Bührsch-Hotel" befand sich am Wall direkt beim Bootshafen.
Städtische Fähre "Primus", 1929 (38)

Der Städtische Fährbetrieb ließ die Fähren "Primus", "Secundus" und "Tertius" bei den Howaldtswerken bauen, um die Verbindung zwischen Gaarden und der Innenstadt zu verbessern. Grund war der wirtschaftliche Aufschwung durch die Werften auf dem Ostufer und das starke Bevölkerungswachstum. Die Fähren konnten leicht an der Zahl der Ringe am Schornstein unterschieden werden. Der Fährbetrieb mit diesen Schiffen wurde 1908 aufgenommen und verband den Gaardener Anleger mit dem Anleger am Eisenbahndamm nahe dem Bootshafen. Das größere Personenaufkommen konnte so bewältigt werden. Die gut besetzte Fähre "Primus" (ein Ring am Schornstein) nähert sich dem Anleger am Eisenbahndamm. Wegen des zunehmenden Autoverkehrs wurde der Fährbetrieb zwischen Gaarden und dem Westufer 1974 endgültig eingestellt. Seit 1997 verbindet die Hörnbrücke, als dreigliedrige Faltbrücke für Fußgänger und Radfahrer, das Ost- mit dem Westufer. Auf der Ansichtskarte ist links im Bildhintergrund das 1911 eingeweihte Kieler Rathaus zu erkennen.
Luft Hansa-Maschine "Goldhähnchen" auf dem Flugplatz Kiel-Voßbrook (Holtenau), 1928 (39)

Der Landflughafen Kiel-Voßbrook (heute Kiel-Holtenau) wurde am 23. April 1928 mit der Eröffnung der Luftverkehrslinie Kiel - Hamburg seiner Bestimmung übergeben. Die Junkers-Flugzeugwerke AG bauten die Junkers F 13, Kennung D-357, und übergaben sie im Januar 1926 an die Deutsche Luft Hansa A.G. Sie erhielt den Namen "Goldhähnchen". Die Luft Hansa setzte es als Passagier- und Postflugzeug ein. Viele Städte in Europa waren das Ziel. Ein Flug von Kiel nach Wien zum Beispiel dauerte 1937 9,5 Stunden und kostete 210 Reichsmark.
Endstation Eichhof, Straßenbahn Linie 3, 1925 (40)

Der öffentliche schienengebundene Nahverkehr begann in Kiel am 9. Juli 1881 mit einer Pferde-Straßenbahn vom Rondeel bis zur Dänischen Straße. Die erste elektrische Straßenbahn nahm am 12. Mai 1896 ihren Betrieb auf. Sie befuhr die Strecke vom Bahnhof bis zum Belvedere. Betreiber war die Allgemeine Lokal- und Straßenbahngesellschaft Berlin (ALOKA), einer Tochtergesellschaft der AEG. Der Übergang in städtischen Besitz erfolgte erst im Jahr 1942, nämlich in die damalige Kieler Verkehrs-Aktien-Gesellschaft (KVAG). Mit der rasanten Entwicklung Kiels zur Großstadt in den Jahren 1900 bis 1914 wuchs auch das Liniennetz. Neun Straßenbahnlinien verbanden die Stadtteile Kiels. Nach über 100 Jahren endete die Straßenbahngeschichte in Kiel. Die letzte Linie 4 von Holtenau (Kanal) bis Wellingdorf (Gaststätte "Stadt Kiel" an der Schwentinemündung) wurde am 4. Mai 1985 eingestellt und durch Busse ersetzt.
Krusenrotter Weg 6-8, Firma H. Schaper & Co, Petroleum, 1912 (41)

Im Kieler Adressbuch von 1912 sind sechs Petroleumgeschäfte verzeichnet. Diese verkauften Amerikanisches Petroleum als Leuchtmittel für Lampen und als Heizmittel für Petroleumöfen. Die Auslieferung im Stadtgebiet erfolgte mit den abgebildeten Pferdekutschen.
Kieler Schloss, um 1907 (42)

Der Blick von der Wasserseite zeigt das Schloss, das Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf in der Zeit von 1559 bis 1569 erbauen ließ. Die Gottorfer Herzöge nutzen Kiel als Nebenresidenz. Der Bruder von Kaiser Wilhelm II, Prinz Heinrich von Preußen, wurde 1909 zum Großadmiral befördert und 1914 Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ostsee. Er residierte als Marineoffizier fast 40 Jahre im Kieler Schloss und erlebte den Aufstieg und den Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches mit der Novemberrevolution 1918. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und in schlichterer Form wieder aufgebaut.
Fischhalle, Seegarten-Brücke, 1929 (43)

Für den Groß- und Einzelhandel errichtete die Stadt 1909/10 eine Fischhalle am Seegarten, die von dem Architekten und Stadtbaurat Georg Pauly entworfen wurde. Die einzelnen Fischereibetriebe hatten dort ihre Verkaufsstände. Der Handel mit Frischfisch unter freiem Himmel zwischen dem Schuhmachertor und der Flämischen Straße war damit beendet. Seit 1978 befindet sich in diesem Gebäude das Schifffahrtsmuseum der Stadt Kiel. Die Ausstellung dort gibt einen Einblick in die Entwicklung der Stadt als Werften- und Marinestandort, als Hafenstadt und als Stadt des Segelsports. Auch Themen wie die Fischereigeschichte, der Nord-Ostsee-Kanal oder die Marinemalerei werden in modernen Präsentationen mit zahlreichen Medienstationen veranschaulicht.
Handelshafen am Wall, Postdampfer Kiel-Korsør, 1905 (44)

Der Postdampfer "Prinz Adalbert" auslaufend auf der Linie Kiel-Korsør in Dänemark, die seit 1880 befahren wurde. Er gehörte zu drei Passagier- und Frachtschiffen, die der Reeder August Sartori bei den Howaldtswerken in Kiel-Dietrichsdorf bauen ließ. Das Foto zeigt den Handelshafen am Wall mit den Schuppen- und Speichergebäuden. Der Turm gehört zur Nikolai-Kirche am Alten Markt.
Schlossgarten, Universität, Kaiser Wilhelm I-Denkmal, 1914 (45)

Das Universitätshauptgebäude im Schlossgarten wurde 1873-1876 von Martin Gropius und Heino Schmieden erbaut. Die Standfiguren am Haupteingang zeigen die griechischen Philosophen Platon, Solon, Hippokrates und Aristoteles als Sinnbilder für die vier Fakultäten Philosophie, Jura, Medizin und Naturwissenschaften. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das Reiterstandbild zeigt Kaiser Wilhelm I. Es wurde vom Bildhauer Adolf Brütt (1855-1939) geschaffen. Von ihm ist auch die Bronzeplastik "Schwertkämpfer" auf dem Kieler Rathausplatz. Die zahlreichen Spaziergänger besuchten die sonntäglichen Konzerte der Militärkapellen im Schlossgarten.
Markt, Persianische Häuser, St. Nikolai-Kirche, Karstadt, Rathaus, 1930 (46)

Der Kieler Architekt Ernst Stoffers errichtete 1910 das Geschäftshaus für Rudolph Karstadt im Jugendstil. Das Foto zeigt die Hauptfassade in Richtung der damaligen Pfaffenstraße. Links ist der Eingang zur St. Nikolai-Kirche am Alten Markt, rechts ist ein Teil des Alten Rathauses zu sehen, das sich seit 1266 nachweisen lässt. Der Firmengründer Rudolph Karstadt hatte 1893 seinen Firmensitz von Wismar nach Kiel verlegt, um sein Warenhausunternehmen von hier aus zu führen und auszubauen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört und vereinfacht wieder aufgebaut. Ebenfalls zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde das Alte Rathaus. Erhalten geblieben sind lediglich die Gewölbe der ehemalige Gaststätte "Ratsweinkeller". Bis 1912 war Rudolph Karstadt Kieler Bürger mit Wohnsitz im Düsternbrooker Weg. Das traditionsreiche Stammhaus am Alten Markt schloss 2010. Es wurde ein Jahr später abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Rathausplatz, Stadttheater am Kleinen Kiel, 1912 (47)

Das Stadttheater wurde nach Plänen des Berliner Architekten Heinrich Seeling in der Zeit von 1905 bis 1907 erbaut. Der backsteinrote Jugendstilbau wurde im Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen und Anfang der 1950er-Jahre in schlichterer Form wieder aufgebaut. Das Gebäude wurde 1970/71 durch einen mit schwarzem Spiegelglas verkleideten Anbau zur Rathausstraße hin ergänzt und beherbergt heute das Opernhaus der Stadt Kiel. Das Kieler Theater verzeichnet für die Spielzeit 2015/16 eine Zuschauerzahl von 269.000.
Kieler Rathausturm im Bau, Besuch vom Luftschiff Parseval VI am 29.10.1910 (48)

Das Luftschiff Parseval VI passiert den im Bau befindlichen Rathausturm. Das Luftschiff kam am 29.10.1910 auf Einladung des Kieler Vereins für Motorluftschifffahrt in der Nordmark von Berlin nach Kiel. Es landete auf dem heutigen Nordmark-Sportfeld und konnte dort von der Bevölkerung besichtigt werden. Der Luftschiffpionier August von Parseval baute in der Zeit von 1909 bis 1919 20 solcher Flugobjekte. Das Rathaus wurde ein Jahr später fertiggestellt und am 11. November 1911 von Kaiser Wilhelm II. feierlich eröffnet. Der Turm, der den Krieg unbeschädigt überstanden hat, erreicht eine Höhe von 106 m. Die Aussichtsplattform auf 67 m Höhe bietet den Besuchern einen beeindruckenden Rundumblick auf die gesamte Stadt.
Wall, Sturmhochwasser am 31.12.1904 (49)

Silvester 1904 überflutete ein Sturmhochwasser den gesamten Wall sowie den Eisenbahndamm bis zur Holstenstraße. Ähnlich wie bei der großen Sturmflut von 1872 herrschte zunächst ein orkanartiger Südostwind, der plötzlich auf Nordwest drehte. Dieser "Badewanneneffekt" ließ das Wasser in der Förde auf 2,65 m über Normalhöhe ansteigen.
Nordmark-Sportfeld, Nationale Kieler Flugwoche 1911, 1. Deutscher Rundflug (50)

Der erste Flugtag im Deutschen Reich fand am 28. Juni 1908 im Zuge eines allgemeinen Sportfestes auf dem Städtischen Sport- und Spielplatz (heute Nordmark-Sportfeld) in Kiel statt. Veranstaltet wurde dieser Flugtag im Rahmen der Kieler Woche. Aus militärischen und nationalen Interessen gründete sich im selben Jahr der Verein für Motorluftschifffahrt in der Nordmark e.V. (VML). Dieser baute 1910 am Mühlenweg eine 85 m lange und 20 m hohe Luftschiffhalle. Dem Verein gelang es, vom 17. bis 23. Juni 1911 eine Nationale Kieler Flugwoche anlässlich des 1. Deutschen Rundfluges auszurichten. Das Wettfliegen sollte den damaligen Stand der Flugtechnik illustrieren. Der Pilot Bruno Büchner in seinem Aviatik-Zweidecker kurz nach der Landung auf dem Städtischen Sport- und Spielplatz am 17. Juni 1911. Das Flugzeug Aviatik 2 D. von Bruno Büchner war 14,5 m lang, 16 m breit und 4 m hoch. Büchner war erfolgreicher Radrennfahrer bevor er 1910 mit dem Flugsport begann.
Segelschulschiff "Bremen" vor Kiel-Holtenau, Winter 1929 (51)

Der strenge Winter 1928/29 erreichte im Februar 1929 seinen Höhepunkt. Bei Temperaturen von -16 ° C war der Hafen mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Auf der Holtenauer Reede waren 60 Schiffe aller Nationen eingefroren. Das Segelschulschiff "Bremen" musste die Fahrt nach Danzig abbrechen. Die Versorgung der Schiffe erfolgte über das Eis. Neben vielen Spaziergängern befand sich zum ersten Mal auch ein Automobil, eine 4-Sitzer-Limousine von Opel, auf dem Kieler Hafen.
Holtenau, Elektrische Zentrale des Nord-Ostsee-Kanals, 1899 (52)

Für den Betrieb des Nord-Ostsee-Kanals wurde eine eigene elektrische Kraftzentrale benötigt, weil die Leitung des öffentlichen Stromnetzes zu schwach war. Es entstand ein beeindruckendes Beispiel der Gründerzeitarchitektur des 19.Jahrhunderts in Kiel. Wir schauen in das Zentrum einer Maschinenkathedrale auf eine Art Hochaltar. Statt einer figürlichen Darstellung Gottes steht die zentrale Schalttafel zum Überwachen und Steuern der Stromleistung mit Messgeräten und Sicherungen. Hoch über dem "Altar" fällt Licht durch drei Rundbogenfenster und "erleuchtet" den Raum.

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Strenge Zentralperspektive weist auf die Jahrhunderte alte, höhere Ordnung hin von einer Herrschaftssymbolik, die im ganzen 19.Jahrhundert eben auch für Wirtschaftsgebäude angewendet wurde. Von der Altarnische führt eine Stufe hinab in den Hauptraum. Rechts und links stehen die riesigen dampfbetriebenen Schwungradgeneratoren. In den blankgeputzten Zylindern übertragen Kolben ihre Kraft auf Kurbeln, die letztlich den Strom erzeugen. Der Strom diente dem Antrieb der Schleusentore und sorgte für die gesamte Beleuchtung. Im Zeitalter der Dampfmaschinen, der großen Dampfschiffe, eine eindrucksvolle Inszenierung. Architektonische Ornamente wie Säulen, Akanthusblätter, Zahnschnitt (Fries) und andere antikisierende Zutaten sorgen für eine historische Atmosphäre. Die verantwortlichen Maschinisten und Arbeiter versammeln sich im Sinne der Symmetrie streng um ihren thronenden "Chef." Vor ihm führt eine Treppe in die geheimnisvolle Tiefe der "Krypta". Das Gebäude mit der ehemaligen elektrischen Zentrale steht heute noch auf dem Schleusen-gelände in Kiel-Holtenau.
Nord-Ostsee-Kanal, Bauarbeiter für die Kanalerweiterung, 1910 (53)

Im Jahre 1907, nur 12 Jahre nach der Einweihung des Nord-Ostsee-Kanals (Kiel Canal), begann die Verbreiterung der künstlichen Wasserstraße. Der Kanal wurde von 68 auf 102 m verbreitert und von 9 auf 11 m vertieft. Dampfbetriebene Kleinbahnen transportieren die gewaltigen Erdmassen in die nähere Umgebung des Nord-Ostsee-Kanals. Die Kanalerweiterung war im Juni 1914 beendet. Kaiser Wilhelm II. fuhr mit seiner Yacht "Hohenzollern" als erster durch den Kanal und eröffnete feierlich die neue, heute noch existierende Schleusenkammer in Kiel-Holtenau.